22.11.2019

Künstliche Intelligenz und ihr Nutzen für die Gesellschaft – das war das Leitthema der diesjährigen DIGICON in München. Rund 350 Teilnehmer und 40 Experten aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft trafen sich im Palais Lenbach und diskutierten in verschiedenen Panels und Vorträgen über neue Welten, die mit KI erschlossen werden können.

Künstliche Intelligenz als Katalysator

Wie sagte der französische Schriftsteller André Malraux so schön? „Wer in der Zukunft lesen will, muss in der Vergangenheit blättern“. Das denkt man unwillkürlich beim Betreten des denkmalgeschützten Palais Lenbach. Vor allem dieses Jahr am 20. und 21. November – an diesen beiden Tagen drehte sich in Münchens wohl bekanntestem Neobarock-Bau alles um die digitale Zukunft. Geladen hatte Prof. Dr. Claudia Linnhoff-Popien, in ihrer Funktion als Herausgeberin des renommierten Fachmagazins „Digitale Welt“. Alljährlich veranstaltet unser Advisory Board Member die DIGICON – Digitale Convention, auf der circa 40 Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik in Panels und Vorträgen vor rund 350 namhaften Gästen die KI-basierte digitale Welt analysieren.

Das erste Panel zum Thema „Welcome in the age of AI“ besetzte dieses Jahr unser Managing Partner und Co-Founder Robert Jacobi mit seinen Diskutanten Volker Wetekam, (Corporate Strategy Officer and Executive Vice President bei Bosch), Dr. Christoph Zindel, (Member of the Managing Board bei Siemens Healthineers) und Dr. Dieter Nirschl (Managing Director beim ADAC). Erstes Fazit des rund 100-minütigen Panels: Trotz Komplexität des Themas und obwohl die Teilnehmer aus unterschiedlichen Branchen stammen, zeigten sich verblüffende Parallelen in der Denk- und Herangehensweise und ein weitgehender Konsens, was die gesellschaftlichen Herausforderungen in Bezug auf Künstliche Intelligenz betrifft.

Ganz besonders in folgenden Punkten:

  • Ähnlich wie die Automobilindustrie setzt auch die Medizintechnik in der Anwendung von KI auf ein mehrstufiges Verfahren: Im ersten Schritt geht es in beiden Branchen um die Datensammlung, im zweiten um die Dateninterpretation, im dritten um User-zentrierte Auswertung und letztlich um die grundsätzlichen Konsequenzen für die Gesellschaft. Kognitive Algorithmen beispielsweise ermöglichen es, dass KI eine Lungenentzündung viel präziser vorhersagen und erkennen kann als jeder Radiologe.
  • Wem gehören die Fahrer-/Patientendaten? Das ist eines der heißesten Themen in der Debatte. Entwickler und Anbieter sind hier angewiesen auf eine Nutzung der (anonymisierten) Daten zur Refinanzierung der Investitionskosten. Aber gehören die Daten dem Datenerzeuger? Alle beanspruchen sie – Hersteller, Versicherungen, Krankenkassen, Ärzte etc. Doch wer, wann, worauf zugreifen kann, ist noch völlig ungeklärt. Ein möglicher Ansatz: Die Datenhoheit wird an unabhängige Treuhänder ausgelagert. Denn Unternehmen müssen mit Daten und Technologie vertrauensvoll umgehen, damit ihnen die Zukunft unseres Alltags in die Hand gegeben werden kann. Auch Cybersecurity wird in diesem Zusammenhang immer wichtiger.
  • Die Gesetzgebung beeinflusst wesentlich den Durchbruch von Künstlicher Intelligenz: China und die USA sind in der Entwicklung weit vorn, Deutschland droht zurückzufallen. Ein Grund: Schon in der ersten Phase hemmen politische Regularien hierzulande die weitere Entwicklung. Damit verlieren wir in Deutschland an Dynamik. Wünschenswert wäre eine Politik mit Augenmaß, die branchenspezifische Erfordernisse berücksichtigt. Denn der Einsatz von KI in der Medizin ist ungleich brisanter als im Handel.
  • KI spaltet (noch) die Gesellschaft: Die digitale Elite sieht in der neuen Technologie einen wesentlichen Beitrag zum ökologischen und gesellschaftlichen Gemeinwohl – und auch einen Job-Motor. Doch in der breiten Bevölkerung ist die digitale Euphorie noch nicht angekommen. Es überwiegt Skepsis und die Angst vor datenschutzrechtlichen Aspekten.
  • Deutschland ist auf dem richtigen Weg, aber kann und muss an Geschwindigkeit und Risikobereitschaft zulegen. Das Vertrauen in Künstliche Intelligenz bleibt derzeit eine typisch deutsche Angstdiskussion.

Totale Harmonie unter den Panel-Teilnehmern also?

Nicht ganz. Zumindest im derzeitigen eigenen Umgang mit KI zeigen sich noch einige gravierende Unterschiede. So zählt zu den zukünftigen Lieblingsanwendungen der Teilnehmer etwa die Bild- bzw. Mustererkennung (Volker Wetekam), die Verwendung von Google Maps (Dieter Nirschl) und der „AI-Rad Companion“ für Computertomografie (Christoph Zindel). Und unser Managing Partner Robert Jacobi? Er favorisiert die Vorhersage und Erkennung von Gewohnheiten an der Espresso-Maschine.

 

Foto: Lennart Preiss / Getty Images

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