08.11.2019

„Mein Haus, mein Auto, mein Grab“ – disruptives Denken ist eben dann am stärksten, wenn es nicht im Jetzt verhaftet bleibt. Das hat die Digitalkonferenz „Disruption 2019“ diese Woche gezeigt, bei der wir als Partner mitgewirkt haben. Der lebensbejahende Grab-Gedanke stammte aus unserem Workshop zur Entwicklung innovativer Geschäftsmodelle – doch dazu später mehr.

Rund 200 Gäste diskutierten im Münchner Hotel Vier Jahreszeiten darüber, was es braucht, um in Unternehmen digitale Innovationen zu fördern. Darüber, wie Vernetzung und moderne Formen der Zusammenarbeit dazu beitragen, neue Ökosysteme und Märkte zu erschließen und wie Unternehmen zum Profiteur der digitalen Revolution werden. Wie man disruptives Denken in unternehmerischen Erfolg ummünzt, hatte unser Managing Partner und Co-Founder Robert Jacobi bereits im Vorfeld erklärt: „Erfolgreiche Disruption bedeutet mutig sein, nicht zerstörerisch.“

Die Erkenntnis, dass Mut und Out-of-the-Box-Denken im Mittelpunkt unternehmerischer Weiterentwicklung stehen muss, zog sich wie ein roter Faden durch die Konferenz.

Besonders deutlich wurde dies im Panel zur Entwicklung neuer, digitaler Geschäftsmodelle: Nur wenn die Mitarbeiter den Mut haben, neu zu denken, werden Unternehmen langfristig Erfolg haben. „Entscheidend für erfolgreiche Disruption sind vor allem die Menschen. Sie können Innovation entweder vorantreiben oder aus einem Sicherheitsbedürfnis heraus bremsen“, sagte Jacobi. Daher sei es besonders wichtig, den Mitarbeitern im Unternehmen zu zeigen, dass sich Weiterentwicklung lohnt und etwas Gutes ist. Das findet auch Panel-Teilnehmerin Sandra Reich. Als CDO von MAN Truck & Bus Deutschland ist ihr Ziel, „die Menschen mitzunehmen und auf dieser Reise zu begleiten“.

Um disruptives Denken in einem Unternehmen zu etablieren, sind besonders die Führungskräfte als mutige Vorbilder gefragt. Martin Unger, Managing Director und CTO der Viessmann-Digital Unit WATTx, erzählte im Panel, dass er seine Aufgabe sogar explizit darin sieht „Unruhe zu stiften“, auch wenn man sich damit vielleicht erstmal unbeliebt im Unternehmen macht. Denn er weiß, dass es jemanden braucht, der „am Boot rüttelt und sagt: Das geht anders!“

Aus dem Panel wird erneut ersichtlich: Erfolgreiche Innovation geht Hand in Hand mit einer entsprechenden Unternehmenskultur. Passt diese nicht, kann sich auch nichts bewegen. Robert Jacobi betonte, dass es bei Disruption natürlich nicht darum gehe, alte Strukturen komplett zu zerstören und alles neu aufzubauen. „Die Aufgabe ist, die großen Stärken der Industrie ins digitale Zeitalter mitzunehmen“, ergänzt Tom Oelsner, Head of Digital Innovation der Heidelberg Digital Unit, Mitarbeiter eines solchen traditionsreichen Industrieunternehmens.

Digitalisierung der Grabpflege: Geht das?

Eine Schwierigkeit, die Jacobi bei deutschen Unternehmen immer wieder erlebt: Sie hadern damit, etwas schnell umzusetzen und haben einen Hang zum Perfektionismus. Geht es um Innovation, ist aber neben Mut auch Schnelligkeit ein wichtiger Faktor. Mit Hilfe eines Nunatak-Frameworks gelingt es nicht nur, Ideen schnell auszuarbeiten und umzusetzen, sondern auch rasch unter Marktbedingungen zu testen und auszuwerten. Der Zeitraum, den der Framework hier vorsieht: vier Wochen. Eben Prototyping at its best.

Bei einem interaktiven Workshop am Nachmittag, geleitet von Robert Jacobi und Nunatak-Senior Consultant Jan-Henning Jestädt, standen – passend zum Thema „neue Kultur“ – die Menschen im Mittelpunkt: Die circa 100 Teilnehmer wurden angehalten, Ideen vorzuschlagen, wovon eine entlang eines vierstufigen Prozesses gemeinsam erarbeitet wurde.

In der ersten Phase des Nunatak-Frameworks („Discover“) geht es vor allem um die Ideenfindung, wozu letztlich auch das Abwägen von Chancen und Risiken einer Idee gehört.

Die Vorschläge des Publikums waren sehr unterschiedlich, von einer Face-ID zur PKW-Entsperrung über vegane, schadstofffreie Zigaretten mit Kaffee-Geschmack bis hin zur  digitalen Organisation der Grabpflege. Letztere erhielt am meisten Applaus und wurde entsprechend direkt live im Workshop bearbeitet. Die anwesenden Nunatakeers stellten ein Team aus Freiwilligen zur Weiterentwicklung der Idee zusammen – ganz im Sinne eines kreativen Prozesses mit Vertretern aller relevanter Gewerke: Ein Teilnehmer besetzte die Controlling-Rolle, einer das Marketing, einer die IT und einer gab den Digital-Experten. Zuletzt rundete ein Ideengeber das Team ab.

Die anschließende zweite Phase („Design“) vertieft den Prozess. Hier ging das Team unter Anleitung der Nunatakeers stärker ins Detail. Es wurde unter anderem über den geschätzten Investitionsbedarf und den konkreten Lösungsansatz diskutiert.

In der darauffolgenden dritten Phase („Test“) dreht sich alles darum, den Lösungsentwurf zu validieren, eventuelle Anpassungen vorzunehmen sowie einen Zeitplan für den Launch der Idee aufzustellen. In der letzten Phase („Scale“) überlegte das Team schließlich, wie man die Innovation dann „groß machen“ könnte.

Fazit des Tages: Egal, wie abseitig eine Idee im ersten Moment auch erscheint. Es lohnt sich, ihr – eingebettet in das richtige Framework – den nötigen Raum zu geben. Beerdigen kann man sie immer noch.

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