Dennoch gibt es sicher besondere Herausforderungen, wenn man Kreativität virtuell organisieren will?
Jan-Henning Jestädt: Tools wie MS Teams, Zoom oder viele andere gehören durch Corona heute zum Standard in jedem Unternehmen. Diese Entwicklung kann man auch anhand der Entscheiderbefragung in unserer neuen Studie #NextLevelDigital zu Digitalisierungsinitiativen vor, während und – perspektivisch – nach Corona nachvollziehen. Richtig moderiert und gepaart mit virtuellen Whiteboards oder anderes Hilfsmitteln, kann auch dort eine Menge an kreativer Kraft und Dynamik entstehen.
Anna-Maria Lange: Das stimmt, solche virtuellen Meetings können viel an tatsächlicher Präsenz ersetzen. Aber, auch das gehört zur Wahrheit: Die Energie ist schon eine andere, wenn man sich gemeinsam im selben Raum befindet und sich direkt in die Augen schauen kann. Leider ist die Corona-Realität derzeit nun mal anders.
Jan-Henning Jestädt: Richtig, die Körpersprache, die Mimik sind wichtige Kommunikationssignale, die bei Video-Konferenzen mit mehr als drei Leuten häufig wegen der Unübersichtlichkeit der kleinen Bildschirme untergehen. Es ist aber auch nicht so, dass künftig alle nur noch im Homeoffice bleiben werden. Es kann genauso gut zwei Tage pro Woche geben, an denen alle gemeinsam im Unternehmen sind und man direkt kommunizieren kann – unter den Regeln, die Corona uns weiter auferlegt. Und zugleich bleibt die Freiheit, an den anderen Tagen zuhause zu arbeiten, wann ich es will – und sei es nachts um 2:00 Uhr. Asynchrones Dokumentieren von Ergebnissen ist agiles Arbeiten pur.
Anna-Maria Lange: Das genießen viele an der neuen Situation: Sie können sich zurückziehen und selbstbestimmt voll konzentriert ihre Arbeit machen, wenn die Aufgaben das erfordern.
Wie ist denn das Feedback Eurer Kunden? Wie funktioniert bei denen die Agilität unter den aktuellen Rahmenbedingungen?
Jan-Henning Jestädt: Ein aktuelles Kundenprojekt ist hier ein super Beispiel. In den Monaten vor Corona haben wir hier in einer gesunden Mischung aus enger Zusammenarbeit vor Ort und virtueller Kollaboration das Projekt in agiler Arbeitsweise vorangetrieben. So war es dann nur konsequent, im Zuge der Umstellung auf Homeoffice das Projekt vollständig virtuell fortzuführen. Und die Erfahrungen sind durchweg positiv: Das gesamte Team genießt die gewonnenen Freiheiten und die Flexibilität und beobachtet gleichzeitig keinerlei Einschränkungen in den Arbeitsergebnissen. Dass Pendeln und Staus im Berufsverkehr plötzlich weggefallen sind, tat sicher sein Übriges. Wir sehen hier bereits jetzt, dass diese neue Form der sowohl physischen als auch virtuellen Zusammenarbeit sich nachhaltig etabliert hat und etablieren wird.
Anna-Maria Lange: Genau das gleiche erlebe ich bei den Kursen unserer Nunatak Academy, wo wir – normalerweise in Präsenzseminaren – Führungskräfte und Mitarbeiter auf den digitalen Wandel vorbereiten. Wir haben unsere Kurse während des Lockdowns sehr schnell auf virtuelle Angebote umgestellt. Und auch hier ist das Feedback der Teilnehmenden: Wir wollen das so beibehalten – und die Unternehmen freuen sich auch noch über die Einsparungen bei Reisekosten.
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