14.11.2019

5:2 – beim Fußball wäre es Kantersieg, bei unserer Nunatak Afterwork gestern war es zumindest ein Fingerzeig. 5:2 – das war das Verhältnis der Gäste, die mit dem E-Scooter (5) bzw. dem privaten Pkw (2) ins Münchner Nunatak-Büro gekommen waren. „New Urban Mobility“ war das Thema des Abends. Dass es die erst im Sommer hierzulande zugelassenen Elektroroller zumindest innerstädtisch schon mit Autos aufnehmen können, zeigt, wie sehr sich der Mobilitätssektor verändert.

New Urban Mobility hat verschiedene Treiber, wie die Diskussionen zeigten:

  1. Elektromobilität – der vielzitierte mobile Megatrend – ist nur ein Aspekt unter vielen.
  2. Intermodale Mobilität, also die Verzahnung verschiedenster Verkehrsmittel, wird im Alltag immer mehr zur Routine: Wie das aussehen kann, erzählte Nunataks Managing Partner und Co-Founder Robert Jacobi: „Ich bin in den letzten 48 Stunden geflogen, habe den Schnellzug zwischen den Gates genutzt, bin Taxi, Fahrrad und Uber gefahren. Und Metro und Zug ebenfalls.“ Fundament dieser Vernetzung ist die fortschreitende Plattform-Ökonomie.

3. Shared Mobility wird gerade in Städten wichtiger und reicht oft in Mobility as a Service-Ideen hinein. Unsere neuen Nunatak Company Bikes von Swapfiets sind hier ein Beispiel.

4. Mikromobilität – der Trend des Jahres 2019. Hierzu zählen meist elektrisch angetriebene Kleinstfahrzeuge, die in Konkurrenz zu herkömmlichen Verkehrsmitteln treten -E-Bikes, Elektroroller, E-Scooter. Welch große Bedeutung letztere haben, hat gerade erst unsere zur Veranstaltung herausgegebene New Urban Mobility-Studie gezeigt: Fast jeder fünfte Befragte fährt bereits regelmäßig, wie Nunataks Studienautor Jerome Nonnenmacher erklärte.

 

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Passend dazu stammte der erste Speaker des Abends auch von einem der großen Scooter-Anbieter. Torben Rabe ist zuständig für das Süddeutschland- und Österreich-Geschäft von Bird (übrigens der Firma, die es weltweit am schnellsten zu Unicorn-Status gebracht hat, also einer Marktbewertung >1 Mrd. Dollar). In manchen US-Großstädten ersetzt der Scooter schon für über 50 % der Verkehrsteilnehmer zumindest zeitweise das Auto, berichtete Rabe. Hierzulande tritt er bisher – das hat unsere Studie gezeigt – noch eher in Konkurrenz zum ÖPNV. Zunehmende Parkplatz- und Stauprobleme, glaubt Rabe, werden jedoch auch immer mehr Autofahrer auf die E-Roller umsteigen lassen.

Dreierlei Themen beschäftigen die E-Scooter Anbieter aktuell besonders: Erstens, clevere Strategien zu finden, um über den Winter zu kommen, zweitens, gemeinsam mit den Städten die gesetzliche Regulierung weiterzuentwickeln. Und zu guter Letzt, sich gegen die starke Konkurrenz zu behaupten (allein hier in der Stadt stehen rund 5.000 Roller) und in der sich abzeichnenden Konsolidierung zu bestehen. „Langfristig werden es weniger Anbieter“, so Rabe, „das wird schon im nächsten Jahr spürbar werden.“

Digital Mobility: Das Auto wird zum Smartphone auf Rädern

Konkurrenz ist auch ein Thema, das den zweiten Speaker des Abends umtrieb. Daniel Medawar ist einer von inzwischen 80 Mitarbeitern, die der chinesische E-Auto-Hersteller Byton allein in München beschäftigt. „E-Autos zu bauen, ist per se in Zukunft nicht mehr innovativ genug“, sagte der Ladetechnik-Experte. Die meisten Modelle hätten ohnehin ein sehr ähnliches Fahrgefühl, und 2020 würde der Markt mit neuen E-Autos großer Hersteller geflutet. Abheben vom Wettbewerb möchte sich Byton, indem sie ihre Fahrzeuge weniger als Autos vermarkten, sondern als Plattform – im wahrsten Sinne des Wortes als „Vehikel“ für Konsum und Verkauf digitaler Inhalte. Riesige Video-Screens in der Front machen das Auto zum „vollintegrierten Smartphone auf Rädern”, wie letztens ein Blog schrieb. „Es geht darum die Zeit, die man im Auto bzw. im Verkehr verbringt, angenehmer und produktiver zu gestalten“, so Medawar.

Besonders, wenn das automatisierte und später autonome Fahren komme, seien neue Ansätze wie dieser wichtig, um den Kunden ein vollwertiges digitales Erlebnis auch im Auto bieten zu können. Seine Vision: „Der Fahrersitz als Entertainment Center statt als Cockpit für die reine Fortbewegung.“ Da würde sogar die Ladezeit bei langen Reisen ihren Schrecken verlieren, weil man es sich im Auto wie daheim bequem machen könne zum Lesen, Arbeiten, Essen und Video-Schauen. Ein Szenario, das – auch kulturell – zumindest aktuell noch eher weit entfernt scheint.

Hyperloop: In zehn Jahren reif für den Massenmarkt?

Noch mehr Zukunftsmusik schwang in der Präsentation des dritten Redners des Abends mit. Gabriele Semino, der im Hyperloop-Team der TU München arbeitet, verfolgt die Vision, die einst Elon Musk ersann: nämlich Menschen in Kapseln durch luftleere Röhrensysteme rasen zu lassen. Die TU München erreicht weltweit immer wieder Geschwindigkeits-Weltrekorde – zuletzt mit 463 km/h. Noch sind die Systeme weder bezahlbar, noch eignen sie sich zum Personentransport zwischen Städten. „Aber in zehn Jahren, kann ich mir vorstellen, könnten wir soweit sein.“

Erkenntnis des Abends: Byton, Bird und die TUM sind nur drei Akteure, die zeigen, wie rasant sich der Mobilitätsmarkt gerade in Städten verändert – technologisch, aber auch, was Spieler und Geschäftsmodelle angeht. Es bewegt sich eben gerade sehr viel in Sachen New Urban Mobility.

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