Im „Bildungsbooster” definiert ihr drei Maßnahmenpakete für eine schnellstmögliche und einfache Umsetzung. Das erste behandelt Werkzeuge und Infrastruktur, das zweite Methoden und Formate und das dritte Inhalte und Bildungspartner. Was stimmt euch zuversichtlich, dass ein strukturierter, effizienter Online-Unterricht hiermit schnell möglich ist?
Rupert Schäfer: Zur Erklärung der Maßnahmenpakete ist vorweg eines wichtig: Uns geht es nicht darum, das deutsche Bildungssystem umzukrempeln und Lehrern zu sagen, wie sie ihren Unterricht halten sollen. Das wäre anmaßend und liegt weit außerhalb unserer Kompetenz. Uns geht es darum, jahrelang erlerntes Wissen über digitale Formen der Kollaboration in der Wirtschaft zu teilen, Methoden vorzustellen und mit Hilfe von Quick-Fixes Handlungsfähigkeit herzustellen. Denn daran scheint es gerade am meisten zu hapern. Sprich: Welche Tools gibt es und wie kann ich sie in meinen Unterricht einbinden? Indem wir diese Fragen beantworten, wollen wir dazu beitragen, dass Lehrer zumindest die Grundlagen ihres Unterrichts auch virtuell aufrecht erhalten können.
Marian Sander: Dazu haben wir in unseren Maßnahmenpaketen zunächst einmal Werkzeuge aufgeführt, die einfach zu implementieren, zu bedienen und vor allem kostenlos oder kostengünstig verfügbar sind. So können nicht nur Lehrer, sondern auch Schüler und Eltern direkt davon profitieren. Und da sich diese Tools in unserem Alltag in der Zusammenarbeit mit Unternehmen aus der Wirtschaft bewährt haben, können wir auch mit Sicherheit sagen, dass sie pragmatisch anwendbar sind.
Zusätzlich zu den vorgeschlagenen Maßnahmen Paketen bietet Nunatak im Bildungsbooster eine Webinar-Reihe über drei Wochen an. An welche Zielgruppen richtet sich das Format?
Marian Sander: Prinzipiell kann sich jeder anmelden – die Webinare sind kostenfrei. Inhaltlich geht es vor allem darum, den Umgang mit den Bildungsbooster-Tools zu vertiefen. Unser Fokus liegt dabei auf den Lehrkräften. Aber natürlich dürfen sich auch Schüler dazu Wissen aneignen und das Erlernte selbst in ihre Schulen tragen. Das gleiche gilt für Eltern, die aktuell stärker ins Homeschooling ihrer Kinder eingebunden werden und sie bei der Verwendung solcher Tools unterstützen möchten. Schlussendlich zielen wir auch darauf ab, ein gemeinsames Bild zu entwickeln: Was können wir als Lehrer, als Schüler und als Eltern tun, damit der Unterricht auch virtuell bestmöglich funktioniert?
Welche Inhalte sollen in den Webinaren besonders vertieft werden? Und wo erwartet ihr den größten Handlungsbedarf?
Marian Sander: Zunächst einmal greifen wir die drängendsten Probleme vieler Lehrer auf: Wie lässt sich die derzeitige Eins-zu-Eins Kommunikation durch eine Variante ersetzen, mit der Lehrer einfacher und effizienter alle Schüler erreichen? Wie lassen sich individuelle Hausaufgaben Besprechungen bündeln? Wie lässt sich eine virtuelle Schulstunde abbilden? Und wie kann ich meinen Schülern geeignete Unterrichts- sowie Lernmaterialien zur Verfügung stellen?
Im zweiten, weiterführenden Schritt soll es dann darum gehen, wie sich im digitalen Raum auch Teile gängiger Unterrichtsmethoden abbilden lassen. Wie kann ich beispielsweise so etwas wie eine virtuelle Tafel innerhalb eines digitalen Umfelds wie Google Hangouts einbinden?
Wie sehen denn die nächsten Schritte aus? Wie macht ihr euren Bildungsbooster so publik, dass er auch flächendeckend genutzt werden kann?
Rupert Schäfer: Was die Verbreitung angeht, haben wir zum Glück einen starken Partner an unserer Seite. Der Verein Digitale Stadt München e.V. wird, dank seines großen Netzwerks, bei der Verbreitung innerhalb unserer Heimatstadt und Metropolregion München federführend eingebunden. Natürlich machen auch wir mit Hilfe unserer digitalen Kanäle auf die Veröffentlichung aufmerksam. Und da wir unser Webinar kostenlos für eine unbegrenzte Zahl an Teilnehmern anbieten, sind wir zuversichtlich, dass wir auch viele damit erreichen werden.